Montag, Oktober 26, 2009

Österreichische Literatur

Gestern Abend wurde ich mit der Astaire-Biographie fertig. Sie war nicht schlecht, aber doch ein Jubelbuch. Unbezweifelt war Fred Astaire ein toller Tänzer, aber mir persönlich hat Gene Kelly wesentlich besser gefallen - und der kommt in dem Buch im Vergleich zu Astaire gar nicht gut weg. Ebenso Astaire's Partnerinnen, wo der Autor fast an jeder etwas auszusetzen hat. Ein ganzes Kapitel war Astaire's Aussehen gewidmet: zu klein, zu dünn, zu große Ohren, eine zu fleischige Nase und außerdem noch schlecht sitzende Toupets - das ist eigentlich mehr, als ich wissen wollte. Zuletzt gab es dann noch ein Kapitel über die ach so tolle Stimme und wie super-überragend Fred Astaire nicht all die großen Klassiker von Cole Porter, Irving Berlin, Georg Gershwin und all den anderen amerikanischen Komponisten interpretiert hat. Und da kann ich dem Autor nun gar nicht recht geben.

Mein nächstes Buch ist ein Stück österreichischer Literatur, das ich schon lange lesen wollte, aber nie als Mängelexemplar ergattert habe. Aber es hat sich gelohnt zu warten, denn irgendwann ist es doch bei Hintermeyer bei den verbilligten Büchern zu finden gewesen.

Meine neue Lektüre:



Veza CANETTI
Die gelbe Straße


Kurzbeschreibung »Es ist eine merkwürdige Straße, die Gelbe Straße. Es wohnen da Krüppel, Mondsüchtige, Verrückte, Verzweifelte und Satte.«

Die Gelbe Straße ist die Straße der Lederhändler in der Wiener Leopoldstadt, Anfang der dreißiger Jahre. Da ist die Trafik, wo es Tabak und Zeitungen gibt und Tratsch ausgetauscht wird - neidisch, missgünstig, lüstern; die Stellenagentur, in der Mädchen aus der Provinz als Ware an zwielichtige Kunden verhökert werden; das Kaffeehaus, in dem Männer darauf aus sind, »Weiber« zu fangen und eine verarmte Bürgersfrau und eine abgetakelte Sängerin ihr Brot zu verdienen suchen; der Wohltätigkeitsverein, dessen Heuchelei die Waisenkinder durchschauen; und die Seifenhandlung, deren verkrüppelte Besitzerin die Straße zu beherrschen sucht.

Veza Canetti erzählt voll zärtlicher und bissiger Anteilnahme und Humor von diesen kleinen Geschäftemachern, verarmten Bürgern, hilflosen Frauen und durch das Elend schlau gewordenen Kindern, die um ihre Existenz kämpfen - mit List und Unterwürfigkeit und mit der Gier nach Geld und Macht, die aber auch ihre Würde zu verteidigen wissen. Es ist die unheimliche Zeit der verfallenden moralischen Werte, der Arbeitslosigkeit und der Verzweiflung, es ist der Untergrund der heraufziehenden politischen Katastrophe.

Keine Kommentare: