Montag, März 21, 2011

Das alte Wien

Gestern Abend bin ich mit der Vampirin fertig geworden, und ich war nicht unglücklich darüber. An die Übersetzung habe ich mich zwar gewöhnt, aber mir gab es zuviel Fantasy und zuwenig Vampire und irgendwie hat die Geschichte auf mich abstrus gewirkt.

Heute Morgen mußte ich mich dann wieder einmal schnell entscheiden, und hab nach einem dünnen, aber sehr interessanten Büchlein gegriffen. Die ersten Kapitel habe ich bereits gelesen und mir gefällt das Buch sehr gut.

Das ist mein Neues:

Stanislav VINAVER
(Herausgegeben von Milo DOR)
Wien
Ein Wintergarten an der Donau


Produktbeschreibung: Wien, unwiderstehlich kos. Sie mögen lieblich und leichtlebig sein, die Wienerinnen, aber ob sie sich von Natur aus durch Schlankheit auszeichnen, wie der serbische Schriftsteller Stanislav Vinaver in einer seiner Reportagen behauptet, daran kann gezweifelt werden. Im Übrigen gehen Vinavers Feuilletons, die er in den zwanziger Jahren schrieb, in Ordnung. Es sind Liebeserklärungen an die Residenzstadt der k. u. k. Monarchie, und da der Vielvölkerstaat in sich zusammengefallen war und seine Metropole nur noch einer unbedeutend gewordenen Alpenrepublik vorstand, fielen sie umso nostalgischer und hingebungsvoller aus. Vor allem dem geistigen Wien widmete sich Vinaver: Hofmannsthal, dessen Feinsinn und «eleganten Mut» er hervorhob, Beethoven, den er den Märtyrer Wiens nannte, und Karl Kraus, der die «liebliche und graziöse Leere» der «österreichischen Seele» entlarve. Vinavers These: Wien als Schmelztiegel der Nationalitäten lebe vorrangig von der Kunst, sich unterzuordnen, sich anzupassen und schnell zurechtzufinden. Es habe aus der Fähigkeit zur Toleranz eine besondere «Psychologie», sprich Diagnostik, hervorgebracht, die auf geschärften Sinnen beruhe. Wien sei «unwiderstehlich und unvermeidlich» – sogar in den Auslagen der Wiener Schaufenster spiegelte sich für Vinaver die Prädestiniertheit seiner Einwohner zur Psychologie wider: Sie würden perfekter als anderswo die Kunden zum Kauf anlocken, nach dem Betreten eines Geschäftes gebe es für sie keine Rettung mehr. Milo Dor, Wiener und Serbe aus Schicksal und Profession, hat die Reportagen übersetzt, es leider aber daran fehlen lassen, sie mit einer Datierung zu versehen.

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