Samstag, Dezember 02, 2006

Frauen und das Mittelalter

Nach den furchtbar langweiligen Geschichten von Brodkey beginne ich heute Abend ein Sachbuch, nämlich:



Maria-Milagros RIVERA GARRETAS: Orte und Worte von Frauen –
Eine Spurensuche im europäischen Mittelalter







Inhaltsangabe: “Die Frauen, gutmütig und ohne Falschheit, haben das göttliche Gebot der Langmut befolgt und gelassen die schweren Beschimpfungen erduldet, die ihnen in Rede und Schrift, völlig zu Unrecht, zugefügt wurden. Sie vertrauten dabei auf die göttliche Gerechtigkeit. Aber nun ist es höchste Zeit, ihre gerechte Sache den Händen Pharaos zu entreißen.“ So spricht die allegorische Gestalt der Vernunft in Christine de Pizans Vision von der “Stadt der Frauen“, und wir dürfen wohl annehmen, dass dies die Stimme der Autorin ist. Hier sind bereits einige der Fragen, die wir an Schriftstellerinnen des Mittelalters stellen können. Was wissen wir überhaupt von Ihnen? Was waren ihre bevorzugten Themen? Welchen Ausdruck fanden ihre persönlichen Probleme und die Lebensverhältnisse Ihrer Zeit in ihren Werken? Welche Formen des Schreibens haben sie gewählt? Wie konnten sie sich Raum dafür schaffen in Zeiten, in denen ihnen das Recht dazu grundsätzlich abgesprochen wurde? Rivera Gerretas fragt nach spezifisch weiblichen Aussagen und Themen und nach der Bedeutung des Frauseins im historischen Kontext. Konkret bedeutet das die Thematisierung von Räumen weiblicher Lebenserfahrung (wie Mutterschaft, Kindstötung oder Ernährung) oder die Aneignung neuer Räume (wie der Reise, des Ruhms, des Gelächters oder der Macht), von denen Frauen bisher ausgeschlossen waren. Nicht umsonst kehrt da, wo die Frauen den Leser direkt ansprechen, mit schöner Regelmäßigkeit die Bitte um Nachsicht wieder, dass sie überhaupt schreiben, obwohl sie Frauen sind. Mit solchen Fragestellungen setzt sich die Verfasserin bei ihrer neuen Lektüre auseinander und interpretiert diese vor dem Hintergrund neuester Ergebnisse der Frauenforschung.


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